Cultural Studies sind in den 1960er Jahren rund um das CCCS (Center of Contemporary Cultural Studies) in Birmingham (England) entstanden. Als prominentester Vertreter kann der britische Soziologe Stuart Hall genannt werden. Eine Übersetzung als „Kulturstudien“ oder die in Deutschland etablierten Kulturwissenschaften beschreibt den Gegenstandsbereich der Cultural Studies nicht treffend. Eine genaue Definition des Gegenstandbereichs der Cultural Studies ist allerdings bis heute umstritten.
Durch die Cultural Studies wurde Kultur aus seiner elitären Bedeutung genommen. Neben die Hochkultur wurde Alltags- und Populärkultur gestellt und eine Beschäftigung mit Subkulturen favorisiert. Kultur wird als in Machtverhältnisse eingebunden verstanden und wird damit nicht länger als „unwichtig“ neben anderen sozialen Strukturen betrachtet. Im Feld der Kultur werden Identitäten produziert und reproduziert, die sich durch die Abgrenzung zwischen „selbst“ und „anderen“ sichern und stabilisieren. Dadurch werden Ausschlüsse aus dem kulturellen Feld produziert, die Verhältnisse von Dominanz und Unterordnung prägen. Die „mikropolitischen“ Handlungen des Alltagslebens besitzen in dieser Logik eine „makropolitische“ Dimension.
Cultural Studies betrachten auch die symbolischen Ordnungen der Gesellschaft und beschäftigen sich mit Repräsentationen innerhalb der Macht- und Herrschaftsstrukturen. Die Trias Kultur-Identität-Macht ist dabei eine wichtige Analysestruktur. Ziel der Cultural Studies ist es, die Kontingenz (etwas ist weder notwendig noch unmöglich, d.h. es kann so sein, ist aber auch anders möglich) und Machtverstrickungen jeder kulturell basierten Identität zu analysieren und aufzuzeigen. Damit werden die Machtverhältnisse von Dominanz und Unterordnung, z.B. zwischen Männern und Frauen oder Heterosexualität und anderen Formen sexuellen Begehrens, aufgezeigt. Dabei wird deutlich, dass die Verhältnisse auch anders geordnet sein könnten, es sich also nicht um notwendige und naturgegebene Verhältnisse, sondern um kontingente und sozial konstruierte handelt. Dadurch wird es möglich, diese Verhältnisse zu hinterfragen und Möglichkeiten für Veränderungen aufzuzeigen.
Für einen Einstieg in das Thema sehr zu empfehlen: Cultural Studies von Oliver Marchart (2008).